Dienstag, 27. Juli 2010

Wegen dem Wetter

Die hier verwendeten Namen verstoßen nicht gegen das Datenschutzgeheimnis – nur die beteiligten Personen selbst.

Wegen dem Wetter“ war nämlich die Antwort am anderen Ende der Leitung auf meine Frage, warum die Rufnummer nicht angezeigt wird. Alles, was danach kam, war nicht minder lächerlich, wenn nicht sogar frech.

Seitdem ich wieder zu Hause bei meinen Eltern wohne, muss ich täglich ungefähr fünf Anrufe der besonderen Art entgegennehmen. Leider hat einer unserer Telefonhörer eine defizitäre Anzeige, wodurch auf dieses Gerät immer „Unbekannt“ anruft. War das Ganze am Anfang einfach nur nervtötend, mach ich mir jetzt einen Spaß draus und übe auch bei den angezeigten 0157- oder Auslandsnummern Gesprächsführung, sozusagen. (Nicht rangehen, reinbrüllen oder gleich wieder auflegen haben wir schon hinter uns.)

Der vom „Wetter“ gestörte Anrufer namens Günther Weber (Name nicht vom Autoren geändert, sondern vom Anrufer selbst…), hatte heute aber keinen guten Tag. Nur weil ich gleich am Anfang wissen wollte, wie er heißt und wer sein Auftraggeber ist, war er gleich mehr als gereizt. Diesmal war die Firma übrigens der sogenannte „Presseservice“: nein, keine Umfragegesellschaft, sondern eine dieser herrlichen Telefonsperr-Firmen wie Deutscher Auftragsservice, Telefondienst etc.

Jahrelang mussten wir uns schon mit den Gewinnfüchsen und Lottofeen rumschlagen. Nachdem diese dann allmählich das Feld geräumt hatten, kamen ihre Tochterfirmen nach, die die Kündigung eines vermeintlich bestehenden Vertrags anboten. Der Kampf im Telekommunikationsdschungel ist aber immer noch nicht beendet, momentan sind nämlich vermeintliche Drachentöter am Zuge, diejenigen, die sich als Datenschützer anpreisen.

So auch Herr Weber, der mich im Lauf unseres eigentlich nie (!) angenehmen 5-Minuten-Gesprächs nicht nur einmal als „Frosch“ bezeichnet, sondern sonst auch verbal abrutscht. Ich erfuhr dabei, dass der Arme nur 200€ im Monat verdient; und ich will mir tatsächlich nicht von ihm helfen lassen, für übrigens viel mehr als 89€ im Jahr (das war das Angebot des „Telefondienst“ letzte Woche). Wie viel genau, habe ich nicht erfahren und weil ich nicht kooperieren wollte, drohte er mir, meine Daten an die russische Mafia zu verkaufen – dann hätte ich mehr Probleme (er aber auch einen höheren Verdienst).

Die Daten, tja. Die haben solche „Helfer“-Firmen natürlich auch. Wer wem wann welche Daten zuschustert, ist leider nicht mehr nachvollziehbar. Woher hatte sie zum Beispiel der „Telefondienst“?

„Die haben wir bekommen.“
„Wie denn? Geklaut oder gekauft?“
„Nein, wir haben sie bekommen.“

Die Logik bleibt bei solchen Gesprächen gern mal auf der Strecke und man darf ruhig auch mal 15 Minuten lang durchlachen, wirklich! Legen Günther Weber & Co. nämlich nicht gleich auf nach einem bestimmenden„Wer ist da bitte dran??“, können sie ziemlich hartnäckig sein.

So ist’s mir auch letzte Woche ergangen: Insgesamt eine Viertelstunde – mit einer kurzen Unterbrechung – wollte mir Ralf Mayhuber (oder Ralph Maihuber?!) vom „Telefondienst“ sein Angebot andrehen, damit wir für 89€ jährlich nicht mehr von den Telefonfirmen belästigt werden.

„Warum wird Ihre Rufnummer nicht angezeigt?“
„Ah, wir haben da Probleme im Netzwerk.“
Ja, genau…

„Wie schreibt man denn Ihren Namen, mit I oder Y?“
„Wie Sie wollen!“
Perfekt…

„Wer ist denn Ihr Vorgesetzter?“
„Markus Bebe.“
„Wie bitte?!“
„M-A-R-Q-U-S B-E-R-B-E-R.“
„Markus mit Q!? Sind Sie sich sicher?!”
„Ja, das gibt’s oft!“
Marqus Bebe war übrigens nicht nur sein Vorgesetzter, sondern auch sein Manager. So könnte übrigens auch der nächste DSDS-Star heißen.

„Wo haben Sie eigentlich plötzlich dieses „freilich“ mit dem rollenden R her?“
„Aus Nürnberg.“
„Aha, aber sonst hört man nicht, dass Sie aus Franken kommen…“
„Ich bin ja auch in München, der größten Stadt Deutschlands!“
Meine Frage nach seiner Aufenthaltsdauer in Deutschland hat er mir dabei übrigens nicht beantwortet.

Lustigerweise tragen alle Anrufer immer urdeutsche Vor- und Nachnamen, brillieren aber durch ihr nicht akzentfreies Deutsch. Apropos, heute war auch ein Herr Gärtner mit dabei, von „Direct Win“, mit dem Angebot der Kündigung. Meine Ankündigung, er befinde sich in einer Fangschaltung und dass das Gespräch aufgezeichnet wird, reagierte er sehr locker:

„Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich das Gespräch aufzeichne.“
„Das mach ich auch!“
„Sie wissen aber schon, dass sich rein rechtlich mich darauf hinweisen müssen!“
„… Gut, dann mach ich sie aus…“ Man hört zwei Tastentöne.
„Sie haben gerade auf dem Hörer die Aufzeichnung ausgeschaltet?!“
„Nein, ich rufe mit Skype an.“
„Und da sind das zwei Tasten?“
„Ja, die Stopp-Taste.“

Um uns schließlich die Kündigung zuschicken zu können, benötigt er natürlich unsere Daten: Ihm fehle nur die PLZ, das Programm seines Chefs hat da einen Fehler… Nach fünf langen Minuten hat er mir dann endlich geglaubt, dass man das im Internet ziemlich leicht herausfinden kann (auch mit dem Hinweis, dass es unseren Ortsnamen nicht oft gibt). Unnötig zu erwähnen, dass die Homepage (direct-win.de) nicht existiert – und dass er sich nach der Online-Suche nach der PLZ nicht mehr gemeldet hat. Zurück zu Herrn Mayhuber:

„Da hat doch gerade jemand ganz laut HALLO im Hintergrund gerufen?!“
„Nee, ich höre nichts, ich bin allein.“
„Aber man hört doch Stimmen im Hintergrund!“
„Moment – nein, da ruft niemand.“

Ja, JETZT natürlich nicht mehr, gerade eben ja schon noch. Oft sind die Verbindungen auch so miserabel, die Call-Center-Nebentelefonate so laut und die Aussprache so ausbaufähig, dass man eh nichts versteht und am liebsten x-mal einfach nur „Hallo?!? Haaaallo?!? Haaaallooooo!?“ in den Hörer brüllen möchte – und das am besten auch tut.

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